Michael Reitzuch
Fauna II, 2001/02
Kunststoff, h ca. 100 cm
Michael Reitzuch
Kunststoff
Die Affinität von Michael Reitzuchs Arbeiten zu Werken von Richard Oelze, Ernst Fuchs und H. R. Giger - und speziell zu Letzteren - ist auch in den in unserer Ausstellung vertretenen Plastiken „Dona“ und „Fauna II“ zu sehen. Die für den Künstler nahezu lebendigen Figuren bezeichnet er als „Schwestern“ und sind Teil einer 1995 beginnenden bildhauerischen Evolution, die 2002 vorerst ihren Abschluss fand.
Wenn Kunstraub ein Indiz für die Wertschätzung einer Arbeit durch ihr Publikum ist, hat die Vorläuferin zu „Fauna II“ ihr Publikum gefunden. Die 120 cm hohe, grünliche Figur aus einem 2K-Kern mit einer Acryl-Latexhaut posierte in der Bielefelder Großdisco und Konzerthalle PC69 auf der Haupttheke, von wo sie nach einem Jahr Standzeit ein offensichtlich irrgeleiteter Sammler glaubte entwenden zu müssen. 1997, zwei Jahre nach der Inkarnation von „Fauna I“, fertigt Reitzuch mit „Fauna II“ eine leicht abgewandelte Kopie. Die neue Arbeit ist ca. 20 cm kleiner und nun bläulich. Der Kern ist auch hier wieder aus 2K-Kunststoff, auf einen Überzug aus Latex verzichtet der Bildhauer diesmal jedoch.
2000 entsteht die 100 cm hohe Skulptur „Dona“ zur „Gesellschaft“ von „Fauna II“. Über den 2K-Kern des Werkes fügt Reitzuch eine „Acryl/Silicon-Hautmischung“. Von der Plastik ist aktuell ein schwarz pigmentierter Betonabzug geplant.
Den „Fauna“-Zyklus schließt der Künstler in den Jahren 2001/2002 mit der Statue „Fauna IIb“, der zweiten Variation zum Thema, vorerst ab. Die 100 cm hohe Figur erhält nun eine Musterprägung und darüber einen 3 mm starken, transparenten Hautüberzug.
Die figürlichen Arbeiten des Bildhauers und Malers sind in den Jahren zwischen 1994 und 1999 zum überwiegenden Teil aus Acryl und/oder Silicon geformt. Ihr Kern besteht aus 2K-Kunststoff, der in den 60er
und 70er Jahren durch die Möbelindustrie hohe Verbreitung fand. Nach 1999 verwendet er stattdessen Polyester. Wichtig ist ihm aber stets ein weicher, „fast hautähnlicher“ Überzug seiner Skulpturen.
Den Umgang mit den unterschiedlichen Kunststoffen erlernte Michael Reitzuch in einer Ausbildung zum „Schildermaler“, heute „Werbetechniker“. Über das oftmals erschreckte Zurückzucken seiner Ateliergäste, wenn sie die weiche „Haut“ seiner erkennbar künstlichen Figuren berühren, amüsiert sich der Künstler. Sein Ziel ist es, „durch das ‚Berühren' das Nichtdenkbare real werden zu lassen.“
Update: Was für seinen Schöpfer nahezu lebendige Züge annimmt, entwickelt sich unweigerlich mit der Zeit fort. So verwundert es auch nur wenig, dass die Skulpturen Fauna und Dona derweil weitere evolutionäre Stufen erreicht haben.
2007 fertigt Michael Reitzuch eine erneute Verkörperung von Fauna an, bei der er sich an seine Skizzen von 1994/95 orientiert. Für ihn ist diese Version ursprünglicher als ihre Vorgängerinnen, da sie seinen ersten Ansätzen näher komme.
Aus Dona entsteht im Jahr 2005 Dona-Monolith. Die Skulptur, der der Künstler ihren Unterleib bis auf dessen Inneres freigelegt hat, erwächst nun aus einem Monolithen, der ihr zugleich physischen Halt wie einen gestalterischen Rahmen gibt.


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